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Berufliche Inklusion – Ich bin etwas wert.

Seit fünf Jahren ist unser Kollege Sven aus dem Desktop Service bei AKQUINET. Seit 1,5 Jahren hat er die Ausbildungsleitung für die Fachinformatiker übernommen. Ein wichtiges Thema für ihn ist die berufliche Inklusion von Menschen mit einem Handicap. Warum, erfahrt ihr in diesem Interview.

Hallo Sven, was genau machst du als Ausbildungsleiter?

Das sind einige Themen. Im Moment bin ich stark in den Bewerbungsgesprächen für das nächste Ausbildungsjahr involviert. Ansonsten übernehme ich die Einsatzplanung, die Koordination mit der Berufsschule und stelle die Prüfungsvorbereitung sicher. Bei außergewöhnlichen Themen, wie z. B. das Austauschprogramm mit Chicago, bin ich mehr involviert, aber auch grundsätzlich können die Azubis immer auf mich zukommen, wenn sie Fragen haben.

Was reizt dich an der Arbeit mit den jungen Menschen?

Eigentlich hatte ich schon immer ein „Helfersyndrom“. Auch bei vorherigen Arbeitgebern habe ich gerne neue Kollegen und Kolleginnen eingearbeitet. Ich finde es schön zu sehen, wie unsere Azubis sich auch unter meiner Leitung weiterentwickeln. Ausschlaggebend war darüber hinaus, dass mein eigener Ausbilder eigentlich nie für mich da war. Ich wollte es anders machen und habe daher schon während meiner Ausbildung einen Ausbilderschein in der Abendschule gemacht. Ich möchte die angehenden IT-Experten fördern und ihnen eine guten Berufsstart bieten. 

Darüber hinaus setzt du dich für Inklusion ein. Zum Beispiel hast du den AKQUINET-Bewerbertag im Rahmen der Hamburger Kampagne „Zeit für Inklusion“ unterstützt. Warum ist dir das Thema wichtig?

Für mich gibt es keinen Grund eine Bewerbung aufgrund eines Handicaps abzulehnen. Auch ich habe aufgrund von Rheuma einen Grad der Behinderung von 50 und bin trotzdem fit im Kopf und löse komplexe Aufgaben. Und das traue ich auch jedem anderen zu. Innerhalb der AKQUINET haben wir viele gute Beispiele, dass Inklusion funktioniert. Mein Kollege Lucas zum Beispiel arbeitet mit einer Sehbehinderung im Service Desk und wir hatten auch mal einen blinden Programmierer. Außerdem hatte ich mal einen Kollegen, der auf einem 40 Zoll Fernseher Schaltpläne entworfen hat. Der war so eine Koryphäe! Mit entsprechenden Hilfsmitteln geht alles.

AKQUINET engagiert sich für die Inklusion von Menschen mit einer Behinderung. Wie bewertest du dieses Engagement aus dem Unternehmen heraus?

Das Engagement der Unternehmensführung finde ich sehr gut. Ich bezeichne meinen Job nicht umsonst als Beruf. Für mich ist es eine Berufung und dazu gehört die Identifikation mit meinem Unternehmen. Aber wir sind noch lange nicht am Ziel. Die Ideen und Ansätze wie der Bewerbertag sind gut, aber es gibt noch viele Situationen im Alltag, die noch nicht perfekt laufen. Wenn ich an meine Einschränkung denke, dann finde ich es z. B. schade, dass wir einen Aufenthaltsraum ohne Stühle haben und häufig zum Standup-Meeting geladen wird. Ich kann nicht so lange stehen. Aber das sehe ich auch als gesellschaftliches Problem, denn „Gesunde“ betrachten die Welt einfach anders und können die Welt nur schwer mit den Augen eines Menschen mit einer Beeinträchtigung sehen.

Wie meinst du das?

Das beginnt schon bei dem Wort „Behinderung“. Ich nutze lieber das Wort Einschränkung. Mich behindert mein Rheuma ja nicht, sondern es schränkt mich manchmal nur ein. Häufig fehlt das Bewusstsein für Menschen mit Einschränkungen und die Rücksichtnahme. Das merke ich auch im Alltag. Ein gutes Beispiel sind die öffentlichen Verkehrsmittel. Auch wenn ich mit meinem Behindertenausweis vor den ausgewiesenen Sitzplätzen stehe, werde ich häufig nicht wahrgenommen. Die Kopfhörer spielen laute Musik und der Blick geht auf das Handy. Trotz Rheuma fahre ich da lieber mit meinem Motorrad zur Arbeit. Und solche Situationen gibt es immer wieder, ob die langen Laufwege in einem großen Möbelgeschäft, fehlende Sitzmöglichkeiten oder Gedrängel an einer Treppe, obwohl ich mich schon mit beiden Händen am Geländer festhalte. Wo ist da die Rücksichtnahme?

Glaubst du, dass man die Gesellschaft ändern kann?

Ja, das glaube ich, aber Deutschland hat noch einen weiten Weg vor sich. Ich war das erste Mal für einen Urlaub in Kanada und die Kanadier können wir uns als Vorbild nehmen. Eine Situation hat sich zum Beispiel positiv eingeprägt. In einem großen Museum habe ich Platz genommen und meine Familie ist weitergelaufen. Da kam direkt eine Mitarbeiterin. Im Handumdrehen hat sie mir einen kleinen handlichen Rollator – also eigentlich war es ein Fahrradlenkrad mit einem Sitz – gebracht und ich konnte meine Familie weiter begleiten. Dieser positive Eindruck setzte sich unter anderem bei den stark vergünstigten Eintritten fort.

Was braucht es deiner Meinung dafür?

Wir müssen unsere Inklusion mehr unter die Lupe nehmen und da sehe ich den Staat in der Pflicht. Meiner Meinung nach brauchen wir z. B. noch mehr Barrierefreiheit oder ausgewiesene Parkplätze. Es muss offen und transparent sein und auch die „Gesunden“ müssen tagtäglich damit in Berührung kommen. Erst dann kann es nach und nach akzeptiert werden. Viele Unternehmen sagen zwar, dass sie Menschen mit Behinderung inkludieren, aber wenn man sie wirklich bei ihren Aussagen packt, dann stellt man häufig fest, dass es nicht so ist. Hier bei AKQUINET ist das anders, da wird Inklusion großgeschrieben, obwohl es immer noch Luft nach oben gibt.

Was würdest du dir von AKQUINET im Bereich Inklusion noch wünschen?

Ich würde schon sagen, dass AKQUINET ein Vorreiter ist. Ich habe viele Kollegen mit einer Einschränkung. In vorherigen Betrieben hatte ich das nur selten. Ich würde mir aber noch mehr Bewusstsein auch für Kleinigkeiten im Alltag wünschen, auch wir brauchen z. B. mehr Parkplätze für Menschen mit einer Einschränkung. Außerdem würde ich mich freuen, wenn die Strahlkraft unserer gGmbH sich noch stärker auf die gesamte AKQUINET-Gruppe auswirkt.

Glaubst du, dass Diversity zu besseren Arbeitsergebnissen und zu einem besseren Arbeitsklima beiträgt?

Ganz ehrlich weiß ich nicht, warum es überhaupt einen Unterschied machen soll. Ob mit Einschränkung oder ohne, jeder kann vollwertig im Team integriert werden. Vielleicht kann er dann nicht zum Außeneinsatz fahren, aber dafür hat er andere Talente. Ob im Rollstuhl oder eine Brille auf der Nase, das darf überhaupt keine Rolle spielen.

Vielen Dank für deine Zeit, Sven.

Erfahre mehr über die berufliche Inklusion bei AKQUINET auf dieser Seite: https://karriere.akquinet.de/inklusion.html

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